Interdisziplinärer Fachtag zum Prostitutionsschutzgesetz bei KARO e. V. – 23.11.2018

Allgemein

Ein äußerst informativer und abgerundeter Fachtag – unsere Mitarbeiterin, Claudia Stöger-Müller war dabei. Viele im Publikum werden für sich Möglichkeiten suchen, mit dem neu gewonnen Wissen für sich in ihrem Arbeitsbereich weiterzuarbeiten.

Cathrin Schauer-Kelpin eröffnet ihre Begrüßungsrede mit „Dienstagnachmittag in Plauen: Anna sitzt in einer der vielen Terminwohnungen und wartet auf den nächsten Freier. 13 dieser Männer hat sie an diesem Tag bereits nach deren Wünschen befriedigt. Ihren Körper spürt sie dabei schon lange nicht mehr. Ihre Gedanken sind nur bei ihren Kindern – irgendwo in Osteuropa” – klare und eindeutige Worten zum Milieu Prostitution.

Prostitution hat sich sehr verändert im Laufe der letzten Jahrzehnte berichtet Sabine Constabel eindrücklich und ausführlich – vielen Menschen in unserer Gesellschaft ist diese Veränderung in all ihren Ausprägungen noch nicht wirklich bewusst. Das Geschäft Prostitution war schon immer ein Unrechtssystem und voller Gewalt und Machtungleichheit, aber manche Frauen hatten früher vielleicht doch so etwas wie einen “Berufsethos”, den sie aufrechterhalten konnten zu einem gewissen Teil, auch, wenn man nicht von Beruf sprechen kann. In unseren heutigen Zeiten gipfelt Prostitution in höchstem Maße in brutalster, menschenentwürdigender Gewalt durch die völlige Entrechtung der Frauen und es gibt keinen treffenderen Ausdruck für das gestern Gehörte und diesen Zustand als – Sklaverei.

Prostitution gehört klar verboten! – und neue Wege im sexuellen Umgang zwischen Mann und Frau müssen in unserer Gesellschaft gefunden werden. Prostitution ist nicht nur zutiefst frauenfeindlich, sondern es macht auch etwas mit den Freiern – also ebenso männerfeindlich und entwürdigend für die Männer selbst. Der sehr nah an die Prostitution gekoppelte Pornokonsum lässt Männer und Frauen empathielos und beziehungslos werden in vielen wichtigen Bereichen ihrer Persönlichkeit. Welche Wechselwirkungen es gibt in einem breiten Spektrum zeigte Prof. Dr. Gallwitz eindrücklich auf.

Viele Menschen können Gehörtes erst an sich heranlassen, glauben und verinnerlichen, wenn jemand aus eigener Erfahrung berichtet. Dann wird nicht mehr ü b e r jemanden gesprochen, sondern MIT jemandem, das ist ein wichtiger Aspekt.
Sonja hat uns ihre eigene Geschichte erzählt und es wurde deutlich, dass es in keinster Weise um irgendeine Mitschuld an Entwicklungen in ihrem Leben geht, die hier zu suchen wäre. Sie hat überlebt und den Ausstieg geschafft und meine absolute Hochachtung und Anerkennung gilt ihrem starken Überlebenswillen und ihrem positiven Lebenswillen im Hier und Jetzt! Ich danke Sonja sehr für ihren Mut und ihre Kraft, sich vor ein Publikum zu stellen und über ihr Leben zu sprechen und sich unseren Fragen zu stellen!

Eine gut aufbereitete Fotoausstellung im Tagungsraum zeigte die zutiefst beschämende Realität.

Ich hatte weitere informative Gespräche z. B. mit einer Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes, die Prostituierte berät und auch hier habe ich neue Blickwinkel hinzugewonnen, ebenso wie in Gesprächen mit Herrn Manfred Paulus und einer Solwodi-Vertreterin, Marietta Hageney.

Wir müssen zusammenhalten, Frauen und Männer und gemeinsam an diesem äußerst wichtigen Thema raus aus der Gewalt weiterarbeiten… für uns selbst und unsere Kinder, die in dieser Welt groß werden!

Konkret heißt das – hinschauen, wahrnehmen, verstehen und handeln – welche Hilfen kann es in den einzelnen, sehr unterschiedlichen Bereichen der Prostitution geben, die eine gute Lösung gibt es nicht.

  • Was suggeriert uns die Marketingwelt tagtäglich rund um das Thema Prostitution und Pornografie und welche Wechselwirkungen hat das für uns in Paarbeziehungen, als Eltern etc. Lassen wir uns nicht am eigenständigen Denken und Entscheiden hindern!
  • Warum ist Prostitution auch nicht hilfsweise ein Milieu, das uns Menschen in unserem weiblichen und männlichen Dasein gut tut. Darüber sollten wir noch detaillierter sprechen miteinander, bis alle Befürchtungen gegen die Notwendigkeit, Prostitution abzuschaffen, ausreichend beantwortet sind.
  • Und was braucht es in der Prävention bei Jugendlichen, damit junge Frauen nicht in die Prostitution gezwungen werden können einerseits, andererseits jugendliche, jüngere und ältere Männer kein Freier werden oder bleiben und somit keinen Markt mehr für weibliche und männliche Prostituierte schaffen!