Alles Spaß!? – Unser Abschlussbericht

Allgemein

Drei Jahre lang wurde das Projekt, „Alles Spaß?! Prävention von sexualisierter Gewalt unter Jugendlichen“ von der Aktion Mensch, der Adalbert Raps-Stiftung und der Stiftung Allianz für Kinder in Bayern gefördert. Die Förderung ist dieses Jahr Ende März 2020 ausgelaufen – Zeit für uns Rückschau zu halten, welche Erfahrungen wir in den drei Jahren gesammelt haben?

Warum hatten wir dieses Projekt?!
Sexualisierte Gewalt fängt aus unserer Sicht nicht erst mit den handgreiflichen Übergriffen und Vergewaltigungen an, sondern beginnt bereits viel eher, mit verbalen Übergriffen, z. B. mit sexualisierten und sexistischen Begriffen. Auch sexuelle Übergriffe im digitalen Raum, wie das ungewollte Zuschicken von Penisbildern in den sozialen Netzwerken ist z.B. bei den Mädchen in der Regel an der Tagesordnung.

Es braucht eine klare Haltung seitens der Fachkräfte, die mit den Jugendlichen zusammenarbeiten auf der einen Seite. Es braucht auf der anderen Seite auch eine Möglichkeit mit den jungen Menschen direkt darüber ins Gespräch zu kommen, sie zu stärken, ihnen Handlungsmöglichkeiten aufzuzeigen und ihnen, sofern gewünscht, eine niedrigschwellige Beratung anzubieten.

Wen und wie viele Personen haben wir mit unserem Projekt erreicht?
Unser Projekt hat sich an die Einrichtungen der stationären Jugendhilfe, an Vereine, offene Jugendtreffs, Jugendberufshilfe, aber auch Schulen und Mittagsbetreuung/Horte an Schulen gerichtet. „Alles Spaß?!“ hat sich aus Fortbildungen für Fachkräfte, geschlechtergetrennte Workshops für Jugendliche, niedrigschwellige Beratungsarbeit und einer Elterninformation zusammengesetzt.

Es haben sich insgesamt 26 Einrichtungen an dem Projekt beteiligt. Davon haben 18 das Gesamtpaket mit Fortbildungen, Workshops, Beratungen gebucht.

In den drei Jahren wurden ca. 250 Fachkräfte geschult und rund 400 Jugendliche haben wir im Projekt erreicht. Die Altersspanne der Jugendlichen/Jungen Menschen lag bei 12 – 20 Jahren, die Jugendlichen waren im Durchschnitt 15 Jahre alt.

Welche Erfahrungen machen die Jugendlichen?
Die Erfahrungen in den Workshops für die Jugendlichen zeigen, dass viele der jugendlichen Mädchen sexuelle Grenzverletzungen erlebt haben, über die sie in den Workshops berichten. Die Grenzverletzungen reichen von ungewollten sexuellen Übergriffen im Internet (Verschicken von pornografischen Bildern) bis hin zu unerwünschten Anmachen und übergriffigen Körperkontakten. Das Bedürfnis der jungen Menschen über die Erlebnisse zu berichten ist groß und zeigt, dass sie bereits in den Workshops einen hohen Beratungsbedarf haben.

Die Beratungsstunden werden vor allem von den jugendlichen Mädchen in Anspruch genommen werden. Die Jungen berichten hingegen weniger von eigenen Erfahrungen, sie haben jedoch einen hohen Informationswunsch in Bezug auf Strafbarkeit von Handlungen, zu Geschlechtskrankheiten und auch Inhalten in den neuen Medien, besonders Pornografie.

Positiv wurde von den Jugendlichen vermerkt, dass sie Zeit und Raum bekommen über Sexualität und sexualisierte Gewalt sprechen zu können. Als Reaktionen erleben sie häufig, „dass sie sich nicht so anstellen sollen“ und dass „es doch gar nicht so schlimm sei“. Die Grenze zwischen „Alles Spaß“ und Ernst ist, wie sich zeigt, fließend und nicht immer eindeutig zu ziehen. Umso wichtiger ist es, die eigenen Empfindungen der Jugendlichen zu stärken und mit ihnen im Gespräch zu sein.

Was berichten Fachkräfte?
Die Fachkräfte nehmen im Rahmen der Fortbildung die Möglichkeit wahr, eigene Fallbeispiele aus der Berufspraxis zu besprechen. Auch hier zeigt sich, dass ein großes Interesse besteht, die eigene Praxis zu reflektieren, um einen sicheren Umgang mit sexuellen Grenzverletzungen zu erlangen. Als zusätzlicher Output ist anzuführen, dass die Einrichtungen, die an unserem Projekt teilgenommen haben, in weiteren Beratungsfällen auf uns zugekommen sind und unser Beratungsangebot mit weiteren Jugendlichen in Anspruch genommen haben.

Wie hoch war die Zufriedenheit?
Die Evaluation des Projektes zeigt eine zumeist hohe Zufriedenheit aller mit dem Projekt. 87% der befragten Jugendlichen gaben an, dass Ihnen das Projekt Spaß gemacht habe und 76 % sagten, dass sie viel inhaltliches Wissen mitgenommen haben. Die Einschätzung der befragten Fachkräfte geht in eine ähnliche Richtung – hier stimmten sogar 93% dafür, dass die Fortbildung spannend gewesen sei. Die Fachkräfte haben vor allem die praktische Fallarbeit während der Fortbildung als hilfreich für ihre pädagogische Praxis angesehen.

Wie geht es weiter?
„Alles Spaß?!“ wird weiterhin im Angebot unserer Präventionsprojekten enthalten sein – auch wenn die Förderung des Projektes ausgelaufen ist. Sprechen sie uns gerne an, wenn sie Interesse haben, die Fortbildung und die Workshops bei ihnen in der Einrichtung durchführen zu wollen. Wir werden sicherlich Möglichkeiten der Finanzierung finden.

Wir sagen herzlichen Dank an alle beteiligten Einrichtungen!

Rebekka Dalmer, Thomas Grellner-Glaß